Ybbs schießt Melk weiter in die Krise
Kampfmannschaft
Ybbs feiert gegen ersatzgeschwächte Melker einen klaren Derbysieg, der bei besserer Chancenauswertung, noch weit höher ausfallen hätte können. Manuel Leitgeb und Matthias Wurm trafen dabei im Doppelpack. Den fünften Treffer steuerte Blaz Udovcic bei.
SC Rathauskeller Melk – ASK Bau Pöchhacker Ybbs 1:5 (0:2).
An Hiobsbotschaften mangelte es in Melk im Vorfeld des Derbys nicht. Nicht weniger als sieben Stammspieler musste SC-Trainer Genadi Petrov vorgeben: Einsergoalie Jasmin Nuhanovic, Danijel Petrovic, Manuel Hofer, Fabian Pöggsteiner, Niki Weinfurter, Patrik Langthaler und den Langzeitverletzten Strahinja Macanovic. Und dann auch noch der Sieg des direkten Konkurrenten Schweiggers in Herzogenburg, der auch nicht gerade Moralspritze für das Schlusslicht war.
Auf der anderen Seite die Ybbser, bei denen Andrei Dronca zurück war und statt Patrick Bruckner in der Start-Elf stand. Zudem war Angreifer Blaz Udovcic wieder mit dabei – zu Beginn allerdings nur auf der Bank. Nach einer Gedenkminute für die Opfer und Vertriebenen des Ukraine-Kriegs erfolgte der Anpfiff.
Die Ybbser werden dabei schon von Beginn an ihrer Favoritenrolle gerecht, haben mehr Ballbesitz und werden mit einem Freistoß in der dritten Minute erstmals gefährlich. Den ersten Hochkaräter haben allerdings die Löwen nach einer knappen Viertelstunden: Kosta Drazic zieht von der linken Seite aus guter Position ab, verfehlt aber das lange Eck. Kurz darauf dann der nächste personelle Rückschlag für die Bezirkshauptstädter: Kapitän Mahmut Harmanci hatte bei einem von etlichen aggressiv geführten Zweikämpfen einen Schlag aufs Knie erhalten, probierte es danach noch, in der 18. Minute muss er aber vom Feld, womit der jungen Melker Mannschaft ein weiterer Ruhepol fehlt.
Kurz darauf nutzt Ybbs die Feldüberlegenheit dann für die Führung: Stefan Sailer kann unbekümmert an der Grundlinie entlang durch den halben Sechzehner spazieren, Pass in die Mitte und Manuel Leitgeb netzt kontrolliert zur 1:0-Führung.
Mit dem Tor ist Ybbs noch mehr am Drücker, Melk lässt sich, bis auf einzelne schnelle Antritte von Drazic, hinten hineindrängen. Das 2:0 liegt in der Luft. Zuerst ein guter „Stangler“ von Matthias Wurm, etwas später ein satter Schuss von Stefan Holzer nach einem schönen Solo, Melks Zweierkeeper Arjan Muharemi kann sich aber mit einer Parade auszeichnen. Eine Minute später kann der ASK aber die Führung ausbauen. Und es ist wieder Manuel Leitgeb – und wie! Der Ybbser Toptorschütze überspielt sehenswert mit einem hohen Ball seinen Melker Gegenspieler, dann noch Muharemi und versenkt den Ball aus kurzer Distanz im Melker Tor – 2:0 für Ybbs.
Melk geht über in eine Jetzt-erst-recht-Mentalität, macht trotz des 0:2-Rückstands Druck, wird aber nicht zwingend. So etwa bei einem Solo, mit dem Drazic drei Ybbser aussteigen lässt, der Pass auf Alvi Bazaliev gelingt aber nicht ideal. Ybbs kommt dann noch zu drei Topmöglichkeiten – und das sollte ein Vorgeschmack auf die zweite Halbzeit sein.
Der zweite Durchgang begann mit etwas Verspätung: Wegen eines kurzen Stromausfalls musste das Flutlicht neu hochgefahren werden. Beim ASK kommt Blaz Udovcic statt Kapitän Fabian Schadenhofer. Und es ist ausgerechnet der Rückkehrer, der nur gut fünf Minuten nach Wiederanpfiff alle Melker Hoffnungen auf Punkte begräbt: Konter über die rechte Seite, Udovcic schlägt im Strafraum noch einen Haken und befördert den Ball mit einem Schlenzer ins lange Ecke – 0:3.
Kurz darauf kann bei Melk Stefan Prinz verletzt nicht weitermachen, wiederum nur zwei Minuten später muss Drazic verletzt raus. Und damit können die Löwen dann praktisch keine Gegenwehr mehr leisten. Ybbs spielt sich, vor allem über die Seiten, in einen Rausch, die Kombinationen in den Sechzehner wirken zum Teil wie im Training. Dabei lassen die Schwarz-Weißen insgesamt eine Vielzahl von Chancen aus – etwa Udovcics Kopfball aus vier Metern, den Muharemi mit den Füßen abwehrt.
Effizienz beweist dafür Ex-SKU-Amstetten-Kapitän Matthias Wurm. Einen Ybbser Freistoß wehren die Melker noch ab, der Ball kommt zu Wurm, der aus wenigen Metern mit voller Wucht unter die Latte schießt – Muharemi ist zwar noch dran, kann den Ball aber nicht mehr halten.
Immerhin einen Freudenmoment gibt’s dann aber noch für die Löwen: Nach einem Foul versenkt Nenad Gavrovic einen Freistoß aus rund 30 Metern im Gehäuse von ASK-Keeper Stefan Mitmasser – Ehrentreffer für Melk. Mehr war für den SC aber nicht mehr drinnen. Auch nachdem man die letzte Viertelstunde mit einem Mann weniger spielte: Kilian Glitzner (17) konnte nicht mehr weitermachen, das Wechselkontingent war aber ebenso erschöpft.
So sorgt Wurm, nach einem perfekten Pass in den Rückraum von Leitgeb, für den 1:5-Endstand – wenngleich Robert Kaminger, Udovcic, Sailer und Stefan Holzer noch für einen deutlich höheren Sieg hätten sorgen können.
STIMMEN ZUM SPIEL
Genadi Petrov, Trainer, SC Melk: „Gratulation an den Gegner. Ybbs ist nicht irgendein Gegner und sie haben Qualität. Gleichzeitig will ich meiner Mannschaft gratulieren. Jeder hat sein Bestes gegeben. Aber die große Frage ist: Ist das Beste der Mannschaft gut genug für die Landesliga. (…) Noch dazu haben sie dann Mahmut (Harmanci; Anm.) und Prinz (Stefan; Anm.) rausgenommen. Ich will nicht sagen, dass es Absicht war, aber es war sehr klug von ihnen.“
Christian Haabs, Trainer, ASK Ybbs: „Heute haben wir endlich wieder an die guten Leistungen anschließen können, auch wenn Melk nicht in Bestbesetzung gespielt hat – ich hätte sie gerne in Bestbesetzung gehabt. (…) Das Spiel muss mindestens doppelt so hoch ausgehen, aber wir können das schon richtig einordnen: Melk war extrem dezimiert. Deshalb brechen wir jetzt nicht in großer Euphorie aus. Aber wir nehmen das natürlich mit und wollen die Leistung gegen andere Gegner genauso zeigen.“
(Bericht: meinfussball.at)
Matchstatistik: SC Rathauskeller Melk – ASK Bau Pöchhacker Ybbs 1:5 (0:2).
Torfolge: 0:1 Manuel Leitgeb (20.), 0:2 Manuel Leitgeb (31.), 0:3 Blaz Udovcic (52.), 0:4 Matthias Wurm (61.), 1:4 Nenad Gavrovic (67.), 1:5 Matthias Wurm (70.).
Gelbe Karten: Christian Kühberger (60. Foul); Bedirhan Aydin (50. Foul).
Ybbs: Stefan Mitmasser; Andrei Dronca, Robert Kaminger, David Pudelko, Fabian Holzer, Fabian Schadenhofer (46. Blaz Udovcic), Matthias Wurm, Stefan Holzer (89. Dominik Streisselberger), Manuel Leitgeb, Stefan Sailer, Bedirhan Aydin (70. Julian Sieber).
Schiedsrichter: Gerhard Daubeck, Volkan Tembel, Paul Bölling.
Schubert-Stadion Melk, 250 Zuschauer.